Anwendungsauswahl bei Terminals

Im Zuge der MIF-Regulierung, die im Dezember 2015 in Kraft getreten ist, wurde auch die sog. Anwendungsauswahl spezifiziert. Es geht darum, dass nicht mehr der Händler, sondern der Karteninhaber bestimmen soll, mit welchem Verfahren die Zahlung abgewickelt werden soll.

Bei der girocard ist neben electronic-cash oft auch eine debit-Funktion von MasterCard (Maestro) oder VPay (Visa) vorhanden, damit die Karte auch im Ausland eingesetzt werden kann. Und natürlich kann eine girocard auch per Lastschrift abgerechnet werden (ELV / OLV).

Das Problem: so gut wie kein Kunde kennt die Unterschiede zwischen diesen Verfahren. Wenn vor der Zahlung nun eine Liste im Display des Terminals auftaucht wie z.B. die Folgende:
* electronic-cash
* Lastschrift Online (OLV)
* Maestro
führt das an der Kasse zu einer erheblichen Verlangsamung und zu vielen Erklärungen.

Die Auswahl hängt natürlich auch davon ab, welche Verfahren der Händler überhaupt unterstützt - wenn es keinen Akzeptanzvertrag für Maestro oder VPay gibt, wird das nicht angezeigt. Dazu muss die Karte aber erst einmal gelesen werden. Das führt zum nächsten Problem: wie sieht der Ablauf bei kontaktlosen Karten aus? Wenn die Karte zuerst ausgelesen werden muss, entspricht das dem ersten mal kontaktlos-Lesen ("tap"). Dann erfolgt die Anwendungsauswahl - und dann muss ein zweites Mal "getappt" werden.

Der Bundesverband der electronic-cash Netzbetreiber (BecN) und der Verband der Terminalhersteller haben gemeinsam eine Spezifikation bei der BaFin eingereicht, die diese Probleme lösen soll und dennoch anforderungskonform ist. Die Lösung beruht darauf, dass die Anwendungsauswahl nicht sofort angezeigt wird, wenn die Karte gesteckt wird, sondern erst dann, wenn der Karteninhaber aktiv auf eine (Soft)Taste drückt, die z.B. "Auswahl" heißt. Tut er das nicht, wird die Zahlung wie gewohnt abgewickelt. Drückt er darauf, erscheint die Auswahlliste.

Es gibt nun 2 Probleme:

1) es gibt noch keine Stellungnahme der BaFin, ob der Vorschlag akzeptiert wird
2) der vorgeschriebene Umsetzungszeitpunkt ist Juni 2016. Es ist schlicht nicht möglich, einen Softwareupdate an alle PoS-Terminals im Markt mit der vorgeschlagenen Lösung auszurollen. Es ist ebenfalls offen, ob es eine Migrationsfristverlängerung gibt

Sobald es offizielle Neuigkeiten gibt, werden wir diese hier wieder publizieren.